Über die "Zukunft des Bargeldes" diskutierten Peter Schmalz, Michael Mewes, Jutta Buyse und Wolfgang Kneilmann.
Peter Schmalz, Michael Mewes, Jutta Buyse und Wolfgang Kneilmann (v. l. n. r.)
„Eine Minimalausstattung muss gesichert werden“ - im Presseclub München wird über die Zukunft des Bargeldes diskutiert
München, 9. November 2021. Die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V. (BDGW) hat am Dienstag, 9. November 2021, im Presseclub München e.V. eine Diskussionsrunde zum Thema „Bargeldinfrastruktur unter Druck – Wird die Ampel-Koalition das Bargeld retten?“ veranstaltet. An der Diskussion beteiligten sich Michael Mewes, Vorstandsvorsitzender der BDGW sowie Jutta Buyse, Generaldirektorin der International Currency Association, und Wolfgang Kneilmann, Geschäftsführer der Giesecke+Devrient Currency Technology GmbH. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Peter Schmalz,
Ehrenvorsitzender des Presseclub München.
Deutsche Bargeldinfrastruktur könnte bald kritisch werden
Selbst während des Lockdowns war das beliebteste Zahlungsmittel in Deutschland das Bargeld, auch im direkten Vergleich mit digitalen Bezahlmethoden. In anderen europäischen Ländern ist die Situation ähnlich. Trotzdem gerät die Bargeldinfrastruktur enorm unter Druck. Geldautomaten werden zurückgebaut, Bankfilialen schließen. Diese Entwicklung manifestiert sich besonders in ländlichen Regionen, wo bereits jetzt die Mindestversorgung mit Bargeld gefährdet ist.
Dennoch wird gegen den Rückbau der Bargeldinfrastruktur derzeit politisch wenig unternommen. Obwohl die reale Gefahr besteht, dass der Rückbau ab einem bestimmten Punkt irreversibel wird. Ein solches Momentum hat sich bereits in Schweden eingestellt. In dem skandinavischen Land gibt es bereits Bemühungen, die mangelhafte Bargeldversorgung wieder zu verbessern und dazu vollzogene Schritte wieder rückgängig zu machen. Eine solche Rückkehr stellt jedoch eine enorme Herausforderung dar.
Michael Mewes, Vorstandsvorsitzender der BDGW: „Unsere Bargeldinfrastruktur ist gefährdet, die Ampel steht schon fast auf gelb und nichts passiert. Die Politik muss in die Pflicht genommen werden, damit eine Minimalausstattung gesichert werden kann. Es geht nicht nur um das bloße Bezahlen mit Bargeld, sondern vielmehr um die gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft. Zwischen 500.000 und 1 Million Menschen in Deutschland haben keinen direkten Zugang zu einem Konto, können also auch nicht von digitalen Bezahlmethoden Gebrauch machen – sie sind einfach auf Scheine und Münzen angewiesen.“
EU-weite Bargeldobergrenze ist unnötig
Derzeit berät die EU-Kommission über eine verbindliche Obergrenze von 10.000 Euro in allen Mitgliedsstaaten. Ein umfassender Aktionsplan wurde bereits vorgelegt. Einige Länder, wie Italien und Griechenland, haben bereits Obergrenzen auf nationaler Ebene eingeführt. Damit soll insbesondere der Kampf gegen Geldwäsche unterstützt werden.
Allerdings gibt es keine Belege dafür, dass Obergrenzen kriminelle Transaktionen eindämmen oder gar verhindern. Vielmehr haben sich diese bereits heute in den digitalen Raum verlagert. Ein Beispiel dafür ist der Markt für Kryptowährung.
Jutta Buyse, Generaldirektorin der International Currency Association: „Mit der Diskussion über eine flächendeckende Bargeldobergrenze verzettelt sich die EU-Kommission, denn eine europäische Lösung ist nicht notwendig und bestraft die Bürgerinnen und Bürger der Staaten, in denen keine Obergrenze gewünscht wird. Kriminelle Organisationen machen sich seit langem andere Methoden zu Nutze, wie zum Beispiel Kryptowährungen.“
Bargeld ist weiterhin Ziel von Innovationen
Bargeld besitzt ein Alleinstellungsmerkmal: Es ist das einzige Zahlungsmittel auf dem Markt, das vom Herausgeber unabhängig ist. Alle anderen Zahlungsmittel, die derzeit genutzt werden können, sind verbunden mit privatwirtschaftlichen Institutionen. Trotzdem muss sich Bargeld dem Wettbewerb stellen und die Daseinsberechtigung verteidigen.
In diesem Feld beweisen Unternehmen, dass auch Bargeld Ziel von Innovationen sein kann. Gerade die Bargeldinfrastruktur steht hier im Fokus der Bemühungen.
Wolfgang Kneilmann, Geschäftsführer der Giesecke+Devrient Currency Technology GmbH: „Bargeld ist cool – und steht im Mittelpunkt unserer Innovationen. Dies gilt insbesondere für eine effiziente Bargeldinfrastruktur mittels vermehrter Automatisierungsprozesse. Bargeld mit vielen positiven Eigenschaften ist und bleibt wettbewerbsfähig!“
Die gesamte Veranstaltung können Sie hier nachschauen:
https://www.youtube.com/watch?v=4aHhqiJK4yE
Die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste vertritt als Wirtschafts- und Arbeitgeberverband die Interessen der Mitgliedsunternehmen gegenüber Bundes- und Länderministerien, Behörden, der Deutschen Bundesbank, sonstigen Verbänden, insbesondere dem Handelsverband Deutschland (HDE), dem Dachverband der Kreditinstitute Deutsche Kreditwirtschaft (DK) sowie gegenüber Versicherungsgesellschaften. Auf europapolitischer Ebene ist die BDGW Mitglied im Dachverband ESTA (European Security Transport Association) und vertritt somit nationale Interessen auch gegenüber der Europäischen Zentralbank und der Europäischen Kommission. Derzeit sind 28 Geld- und Wertdienstleister als ordentliche Mitglieder, mit insgesamt 81Niederlassungen, Mitglieder der BDGW. Diese repräsentieren circa 90 Prozent des Marktanteils. Hinzu kommen 25 außerordentliche Mitglieder, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen, wie z. B. Versicherungen, Spezialfahrzeugen und Sicherheitstechnik, zu einem effizienten und reibungslosen Bargeldkreislauf beitragen.
Pressekontakt:
Simon Brenner
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