BDGW Pressemitteilung 05/2025
Bad Homburg/Berlin – Neue EU-Regeln zur Bargeldbeschränkung treffen ehrliche Bürger und kriminalisieren die Bargeldnutzung, während die Geldwäsche zunehmend digital erfolgt. Mit der Einführung neuer europaweiter Bargeldobergrenzen ab 2027 soll die Geldwäschebekämpfung verstärkt werden – doch der Fokus auf Bargeld greift viel zu kurz. „Während legale Barzahler reglementiert und kontrolliert werden, blüht die organisierte Finanzkriminalität längst im digitalen Raum.“, so der BDGW-Vorsitzende Michael Mewes. Der aktuelle Dark Economy Report von BioCatch liefert alarmierende Erkenntnisse: Geldwäsche findet heute in einem Ausmaß und mit einer Raffinesse im Internet statt, die durch neue Barzahlungsgrenzen in keiner Weise eingedämmt werden kann.
Ein überholter Ansatz in einer neuen Realität - Mit dem neuen EU-Geldwäschepaket soll der anonyme Erwerb teurer Güter mit Bargeld erschwert werden – durch Ausweispflicht ab 3.000 Euro und ein Verbot von Barzahlungen über 10.000 Euro ab Juli 2027. Doch diese Maßnahmen treffen in erster Linie Handwerker, Gebrauchtwagenkäufer und Privatleute – also Menschen, die ihr Bargeld legal und transparent verwenden. Dagegen ignorieren die EU-Regelungen weitgehend die massiv gestiegenen Risiken im digitalen Raum.
Der Dark Economy Report zeigt deutlich:
- 78 % der Fachleute sehen künstliche Intelligenz als Katalysator für neue, komplexe Betrugsmuster.
- 76 % benennen soziale Medien wie Telegram oder WhatsApp als Eintrittspforte für kriminelle Netzwerke.
- 73 % bestätigen die Rolle des Dark Webs als Umschlagplatz für gestohlene Daten und illegale Finanztransaktionen.
Diese modernen Methoden ermöglichen Geldwäsche in Echtzeit – über digitale Wallets, Kryptowährungen, Fake-Identitäten und eine Vielzahl internationaler Konten.
Finanzkriminalität ist kein Bargeldproblem - Der BioCatch-Bericht belegt: Weltweit wurden allein 2023 rund 3,1 Billionen US-Dollar an illegalem Geld durch das Finanzsystem geschleust – kaum ein Anteil davon in bar. In nur einem Jahr entdeckten Finanzinstitute über 500.000 verdächtige Konten, die ausschließlich dem Zweck der Geldwäsche dienten. Geldwäsche ist heute ein digital vernetztes, global agierendes Geschäftsmodell – weit entfernt von der klassischen Bargeldübergabe.
Regulierung auf dem Rücken der Falschen - Viele Branchen, vom Handwerk über den Automobilhandel bis zum Edelmetallhandel, kritisieren die neuen Bargeldbeschränkungen als praxisfremd und kontraproduktiv. Sie sorgen sich nicht nur um die Abwicklung alltäglicher Geschäfte, sondern auch um einen Generalverdacht gegenüber Bargeldnutzern und eine zunehmende Einschränkung finanzieller Freiheitsrechte. Sie stigmatisieren damit ohne empirische Untersuchungen auf unseriöse Art und Weise Bargeldnutzer als latent Kriminelle.
Statt immer neue Hürden für Bargeldnutzer zu schaffen, braucht es intelligente, technologische Lösungen zur Erkennung digitaler Geldwäsche-Netzwerke, grenzüberschreitende Kooperation von Finanzaufsicht, Strafverfolgung und Technologieunternehmen und Investitionen in moderne AML-Systeme, die Verhalten und Muster erkennen – nicht nur Transaktionssummen zählen.
„Wer heute noch glaubt, die Bekämpfung der Geldwäsche durch die Einschränkung von Bargeldkäufen sei effektiv, verkennt die Realität. Finanzkriminalität ist ein digitales Phänomen – sie ist unsichtbar, schnell, global und technisch hochgerüstet. Nur wer hier ansetzt, schützt das Finanzsystem wirklich.“, so Mewes abschließend.