Pressemitteilung 17/2024
Berlin – „Bargeldlose Gesellschaft = hilflose Gesellschaft“ war das Thema der öffentlichen Veranstaltung im Vorfeld der Jahresmitgliederversammlung der BDGW in Berlin. Es trafen sich Vertreter der Geld- und Wertdienste mit Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um die Auswirkungen des leider stetig schwindenden Bargeldgebrauchs auf die Resilienz der Gesellschaft und des Bargeldkreislaufs zu diskutieren.
In seiner Begrüßungsansprache betonte der Vorstandsvorsitzenden der BDGW, Michael Mewes, die Bedeutung einer ausgewogenen Lösung im Umgang mit Bargeld und digitalen Zahlungsmethoden, um die gesellschaftliche Resilienz zu wahren. „Die fortschreitende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs stellt uns vor neue Herausforderungen. Es gilt, die Menschen in ihrer Vielfalt nicht abzuhängen“, so Mewes.
Florian Graf, Staatssekretär und Chef der Senatskanzlei des Landes Berlin, richtete ein Grußwort an die Teilnehmer. In seiner Rede unterstrich er die Notwendigkeit, auch in Zeiten zunehmender Digitalisierung die Bargeldnutzung als Grundpfeiler der sozialen Teilhabe zu bewahren.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden spannende Impulsvorträge gehalten. Esther Uleer, Staatssekretärin für Zentrales und Verbraucherschutz sowie Amtschefin der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz in Berlin, betonte, dass der Verlust von Bargeldnutzung besonders vulnerable gesellschaftliche Gruppen benachteilige. Sie wies auf die Notwendigkeit hin, den Zugang zu Bargeld für alle zu gewährleisten, um soziale Isolation zu verhindern.
Stefan Hardt, Leiter des Zentralbereichs Bargeld der Deutschen Bundesbank, beleuchtete die Perspektive der Finanzinstitution. Er erläuterte, wie die Deutsche Bundesbank auf die zunehmende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs reagiert und wie wichtig es sei Maßnahmen zu ergreifen, um Bargeld als zentralen Bestandteil der Wirtschaftsordnung zu sichern.
Der freie Journalist und Lektor Hakon von Holst kritisierte die Tendenz, Bargeld zunehmend zu verdrängen, und warnte vor den möglichen gesellschaftlichen Folgen einer rein bargeldlosen Gesellschaft. Er stellte die Entwicklung des Umgangs mit dem Thema Bargeld auf Europäischer Ebene vor und stellt einen kleinen anschaulichen Vergleich zum digitalen Euro dar.
Im Anschluss an die Impulsvorträge fand eine Podiumsdiskussion statt. Diskutiert wurde die Frage, wie die Gesellschaft angesichts des digitalen Wandels widerstandsfähig bleiben kann und welche Rolle Bargeld in diesem Prozess spielt bzw. spielen muss.
Teilnehmer der Diskussion waren Stefan Hardt, Leiter des Zentralbereichs Bargeld der Deutschen Bundesbank, Michaela Schröder, Mitglied der Geschäftsleitung der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., die die Perspektive der Verbraucher und ihre Sorgen im Hinblick auf den bargeldlosen Zahlungsverkehr darlegte. Kolja Gabriel, Mitglied der Geschäftsleitung des Bundesverbandes Deutscher Banken e.V., der die Sicht der Banken auf die Rolle des Bargeldes in einer zunehmend digitalisierten Welt vertrat, Dr. Friedemann Berg, Vorstand des Bundesverbandes Bargeld zählt! e.V. und Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks e.V., der die Perspektive des Mittelstandes und der kleineren Wirtschaftsakteure einbrachte sowie Rechtsanwalt Frank Hakelberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes e.V., der die gesellschaftlichen und kulturellen Implikationen des bargeldlosen Wandels beispielhaft thematisierte.
Die Diskussionsrunde verdeutlichte, dass die Frage nach der Zukunft des Bargeldes weit über die Finanzwirtschaft hinausgeht. Vielmehr geht es um die soziale und kulturelle Dimension, die mit dem Verlust von Bargeld verbunden ist. Die Veranstaltung endete mit dem Appell, eine Gesellschaft zu schaffen, die nicht nur digital, sondern auch inklusiv ist. Es wurde betont, dass der Zugang zu und die Nutzung von Bargeld ein grundlegendes Recht bleiben muss, um soziale Gerechtigkeit und Teilhabe sowie die funktionale gesellschaftliche Resilienz zu bewahren.
Brancheninformation
Der BDGW gehören zurzeit 26 ordentliche Mitgliedsunternehmen, mit insgesamt 78 Niederlassungen, und 25 außerordentliche Mitgliedsunternehmen an. Insgesamt verfügt die Branche über rund 2.500 gepanzerte Spezialgeldtransportfahrzeuge und beschäftigt ca. 10.000 Mitarbeiter. Davon sind 2/3 im Geld- und Werttransport und 1/3 in der Geldbearbeitung tätig. Der Umsatz der Branche lag im Jahr 2022 bei rund 630 Mio. Euro.